Nach Sonnenuntergang verwandelt sich dieser Radweg in ein schimmerndes Kunstwerk, das fast außerirdisch wirkt. Winzige Steinchen beginnen in geheimnisvollen Blautönen zu glühen, Linien und Wirbel tanzen über den Boden wie Lichtspuren in einer Traumwelt. Wer hier mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat das Gefühl, auf einem fremden Planeten zu gleiten – irgendwo zwischen Realität und Fantasie.
Die Installation ist mehr als nur ein Radweg. Sie ist eine Symbiose aus Kunst, Natur und moderner Technik. Rund 50 000 fluoreszierende Steine speichern tagsüber die Energie des Sonnenlichts und setzen sie nachts frei. Bis zu acht Stunden lang halten sie die Dunkelheit auf Distanz, ohne Stromkabel, ohne Laternen. An trüben Tagen sorgen zusätzlich integrierte Solarmodule für den nötigen Energiekick – nachhaltig und unauffällig.
Das visuelle Konzept stammt vom niederländischen Künstler Daan Roosegaarde, der sich von Vincent van Goghs berühmtem Gemälde Sternennacht inspirieren ließ. Mit geschwungenen Mustern aus Licht überträgt er die Magie des Klassikers auf den Boden und macht aus einem einfachen Radweg ein Erlebnisraum. Es ist nicht nur eine Anspielung auf die Kunstgeschichte, sondern zugleich ein futuristisches Signal: öffentlicher Raum kann mehr sein als reine Infrastruktur.
Auch die symbolische Ebene ist spannend. Der leuchtende Pfad zeigt, dass nachhaltige Technologie nicht trocken und nüchtern sein muss. Hier werden Energiegewinnung, Sicherheit im Verkehr und kulturelles Erbe zu einer lebendigen Bühne. Für Radfahrer bedeutet das: Orientierung im Dunkeln, ein Gefühl von Geborgenheit – und ein Staunen, das jede Fahrt zu einem Erlebnis macht.
Besucher berichten, dass sie das Gefühl haben, durch ein „irdisches Sternenmeer“ zu fahren. Kinder rufen begeistert, Erwachsene bleiben stehen, um Fotos zu machen, und Nachbarschaften identifizieren sich mit diesem ungewöhnlichen Stück Stadtlandschaft. Schulen nutzen den Weg, um über Kunst und Nachhaltigkeit zu sprechen, und Tourist*innen reisen an, um ihn selbst zu erleben.
Die Installation ist Teil des Smart-Highway-Projekts, das die Vision verfolgt, Straßen intelligenter, nachhaltiger und inspirierender zu gestalten. Wo einst nur grauer Asphalt war, entsteht heute ein Ort, der Menschen verbindet, ihre Fantasie beflügelt und die Beziehung zwischen Stadt, Natur und Technologie neu denkt.
Am Ende ist dieser Radweg nicht nur ein Verkehrsweg. Er ist eine Bühne des Lichts, ein Symbol für nachhaltige Innovation – und ein Traum in Blau, der selbst James Camerons Pandora Konkurrenz macht.
Quelle: Architectural Digest. (2014). Van Gogh-Inspired Bike Path Glows in the Netherlands. Architectural Digest, November 2014.
 
            










