Wusstest du, dass jedes Wort, das du über einen anderen Menschen aussprichst, nicht nur sein, sondern auch dein eigenes Schicksal prägt? Worte sind Energie – sie bauen auf oder zerstören, heilen oder verletzen. Besonders Kritik und Lästerung sind wie ein unsichtbarer Strom: sie fließen nicht nur in die Welt hinaus, sondern kehren auch zu dir zurück.
Die alten Schriften der Veden lehren uns: Wenn du einen anderen kritisierst, trägst du sein schlechtes Karma mit dir. Mit anderen Worten – du übernimmst Lasten, die eigentlich gar nicht deine sind. Wer will schon neben seinem eigenen Rucksack voller Prüfungen und Lektionen auch noch die Steine anderer mitschleppen?
Warum Kritik Karma überträgt
Im vedischen Weltbild ist Kritik mehr als ein Ausdruck von Missfallen. Sie ist ein energetischer Akt. Indem du die Schwächen, Fehler oder Sünden eines anderen hervorhebst, lenkst du nicht nur Aufmerksamkeit auf sie, sondern bindest dich karmisch an diese Energie.
So wie ein Spiegel das reflektiert, was vor ihm steht, spiegeln auch deine Worte wider, worauf du deine Energie richtest. Lästerst du, bindest du dich an die Schattenseite eines anderen. Verzeihst du, nimmst du ihm Last – und deine eigene Seele wird leichter.
Die Weisheit der Veden
Die Veden und das Mahabharata überliefern viele tiefgründige Verse, die uns vor den Gefahren der Kritik warnen:
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Vidura zu Dhritarastra:
„Der Unwissende versucht, den Weisen mit seiner Bosheit zu schaden, und nimmt dadurch die Last der Sünden der Weisen auf sich, die der Weise durch Vergebung der Unwissenden ablegt.“ (Mahabharata, Udyoga-parva 34.74)
→ Wer dich kritisiert, trägt am Ende deine Schuld davon – wenn du verzeihen kannst. -
Dattatreya spricht Saddhyam:
„Wer kritisiert wird, sollte nicht zurück kritisieren, denn der Schmerz, den er durch die Kritik empfindet, verzehrt den Kritiker und macht seine guten Taten zunichte.“ (Mahabharata, Udyoga parva 36.5)
→ Kritik zerstört den Kritiker, nicht den Kritisieren. -
Manu-samhita 2.162-163:
„Ein Brahmane sollte Prestige wie Gift und Scham wie Nektar betrachten. Wer Scham erträgt, schläft glücklich, wacht glücklich auf und lebt glücklich. Wer ihn beleidigt, wird unglücklich und verliert sein Glück in diesem und im nächsten Leben.“
→ Wer Demütigung mit Ruhe annimmt, verwandelt sie in Stärke. -
Bhishma zu Yudhisthira:
„Wer jemanden in seiner Gegenwart lobt, ihn aber hinter seinem Rücken kritisiert, ist nicht besser als ein Hund.“ (Mahabharata, Santi parva 115.11)
→ Heuchelei wiegt schwer – sie zerstört spirituelles Wachstum. -
Bhisma erneut:
„Wer tolerant bleibt und nicht wütend wird, nimmt gewiss das gute Karma desjenigen auf sich, der ihn kritisiert, und seine Sünden werden auf den Wütenden übertragen.“ (Mahabharata, Santi-parva 115.3)
→ Geduld ist nicht nur Tugend, sie ist Schutzschild. -
Krishna zu Uddhava:
„Wer sich darauf einlässt, die Qualitäten oder das Verhalten anderer zu loben oder zu kritisieren, weicht schnell vom eigenen Weg ab und verstrickt sich in Dualitäten.“ (Srimad Bhagavatam 11.28.2)
→ Urteile binden dich an die Illusion der Welt, statt dich zu befreien.
Die spirituelle Konsequenz
Die Botschaft ist klar: Kritik ist keine neutrale Handlung. Sie ist ein energetisches Tauschgeschäft. Wer kritisiert, lädt die Schatten eines anderen auf seine eigenen Schultern. Wer Kritik annimmt, ohne zurückzuschlagen, befreit sich und wandelt die Energie in Licht.
Das bedeutet nicht, dass du blind für Unrecht sein sollst. Aber es fordert dich auf, deine Haltung zu ändern. Statt zu kritisieren, handle konstruktiv. Statt zu verurteilen, hilf zu heilen. Statt Energie in negative Worte zu investieren, lenke sie in positive Veränderung.
Beim nächsten Mal, wenn du spürst, dass dir Kritik auf der Zunge liegt, erinnere dich: Mit jedem spitzen Wort lädst du fremdes Karma auf dich. Frag dich: Willst du wirklich die Last eines anderen tragen?
Die Veden lehren uns, dass wahre Stärke in Geduld, Vergebung und innerer Ruhe liegt. Kritik und Lästerung mag dir kurzfristig Erleichterung verschaffen, doch auf lange Sicht beraubt sie dich deines Friedens und deiner Kraft.
Wähle stattdessen den Weg der Güte. Schweigen, wo andere lästern. Vergeben, wo andere hassen. Lächeln, wo andere spotten.
Denn jedes Mal, wenn du dich über die Versuchung erhebst, Kritik auszusprechen, wächst dein Licht – und dein Karma wird leichter.