Leben im Wohnmobil: Ein Paar aus Oberfranken lebt seinen Traum
Am Morgen Brötchen aufbacken, Kaffee machen und vor der Tür frühstücken. Melanie Ebert steht in der kleinen Küche ihres Wohnmobils und bereitet das Frühstück zu. Was nach Urlaub aussieht, ist für das Ehepaar aus Hallerndorf inzwischen Alltag. Die 46-Jährige und ihr 53 Jahre alter Mann leben seit vergangenem Jahr mit ihren zwei Labradoren in einem Wohnmobil auf 15 Quadratmetern.
Die Idee, alles aufzugeben und in ein Wohnmobil zu ziehen, habe ihr Mann gehabt, erzählt Melanie Ebert. Er war lange Zeit im Außendienst unterwegs und wollte etwas verändern. “Wir lieben die Freiheit und im Winter wollen wir nicht in Deutschland sein”, sagt Melanie Ebert. Martin Ebert sitzt an einem Tisch vor dem Wohnmobil und trinkt Kaffee. “Ich genieße es, den Tag so zu beginnen. Einfach das zu machen, was man will. Wenn das Wetter passt, draußen frühstücken”, sagt Martin Ebert und wirkt zufrieden.
Die 46-Jährige und ihr 53 Jahre alter Mann leben seit vergangenem Jahr mit ihren zwei Labradoren in einem Wohnmobil auf 15 Quadratmetern.
Nach 23 Jahren Haus verkauft
Momentan stehen die Eberts mit ihrem neun Meter langen Luxus-Wohnmobil im Landkreis Forchheim. Für ihren Neuanfang hat das Ehepaar viel aufgeben müssen. Im Wohnmobil mussten sie lernen, auf kleinstem Raum zurecht zu kommen. Leicht fiel ihnen der Schritt nicht, alles zu verkaufen, denn das Paar lebte 23 Jahre in einem großen Haus in Hallerndorf. “Es war sehr emotional als wir die Übergabe gemacht haben, weil wir hatten in dem Haus so viel selber gemacht”, erinnert sich Melanie Ebert.
Sich auf das Wesentliche zu fokussieren, was man mitnimmt und was nicht, vor allem beim Thema Kosmetik, Schmuck, Uhren, sei nicht einfach gewesen. Früher habe sie gerne hohe Schuhe getragen, schmunzelt Melanie Ebert. Inzwischen braucht sie meist die Wanderschuhe. Mit dem neuen Leben kamen somit auch neue Erkenntnisse: “Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein”, lächelt sie.
Nachfrage nach Wohnmobilen weiter hoch
Das Wohnmobil hat das Paar für einen sechsstelligen Betrag gekauft. Die Nachfrage nach Camping-Fahrzeugen stieg während der Corona-Pandemie stark an. Nach mehreren Rekordjahren normalisiert sich der deutsche Campingfahrzeug-Markt auf hohem Niveau, berichtet der Caravaning Industrie Verband (CIVD). Die Nachfrage bleibe aber groß, trotz des getrübten Konsumklimas. Bei den Wohnmobilen lagen laut ADAC die Neuzulassungen im vergangenen Jahr weiterhin über dem Vor-Pandemie-Niveau.
In dem Fahrzeug der Eberts befindet sich neben der kleinen Küche eine gemütliche Sitzecke, eine Dusche und Toilette und im hinteren Teil der Schlafbereich. Viel Platz haben sie nicht, doch die Eberts scheinen ihr neues Leben auf rund 15 Quadratmetern zu genießen. Oberhalb der Küchenzeile öffnet Melanie Ebert die Türen von mehreren Einbauschränken und zeigt auf Lebensmittel: Von Kaffee-Pads über Reis bis hin zu Geschirr hat das Paar in den Schränken alles Nötige verstaut.
Es gibt auch Herausforderungen
Auch das Einkaufen und Parken ist mit dem Luxus-Camper nicht einfach. Martin Ebert öffnet die Seitenklappe des Wohnmobils. Hier ist weiterer Stauraum für Schuhe, Fahrräder und einen E-Roller. Ohne ihn geht gar nichts, denn bei der Anfahrt mit dem großen Fahrzeug, müsse er erstmal mit dem Roller vorfahren, um zu sehen, ob das große Wohnmobil durch die Einfahrten passe, erklärt Ebert. Und auch für Einkäufe ist der E-Roller wichtig, denn mit dem großen Fahrzeug vor einen Supermarkt zu fahren sei nicht möglich.
Die Eberts sind örtlich flexibel und können überall arbeiten. Melanie ist Coach und Autorin, Martin IT-Berater. Fürs Home-Office sitzen die beiden in ihrer kleinen Sitzecke im Fahrzeug, anfangs eine große Umstellung für beide. Im Büro ihres Hauses sei das Arbeiten praktischer gewesen, da haben sie ihre Sachen nicht immer wieder wegräumen müssen, so Melanie Ebert.
Ein Gefühl von Freiheit
Und auch das WLan funktioniert nicht überall auf Reisen. Vor allem wenn mal drei Tage Regen ist, geht sich das Ehepaar auf die Nerven. Das sei normal, schmunzelt Melanie Ebert. Ehemann Martin verzieht sich dann nach hinten in die Schlafnische oder fährt mit dem Rad in ein Café. Die Freiheit und die Nähe zur Natur lässt die beiden dann schnell wieder auf neue Gedanken kommen.
Auch wenn ihr Alltag seit ein paar Monaten komplett anders ist, will das Ehepaar auf das neue Leben nicht mehr verzichten. Demnächst fahren sie für einige Monate Richtung Norddeutschland – und im Winter nach Südeuropa.