Wenn es um Elternschaft geht, scheint jeder zu Recht eine Meinung zu haben, besonders wenn sie selbst Eltern sind. Aber was ist mit kontroversen Themen? Gibt es einen richtigen oder falschen Weg, um Kinder grosszuziehen? Gibt es bestimmte Dinge, die du tun solltest oder nicht tun solltest? Natürlich sind einige Dinge wichtiger als andere. Der neue Ratschlag eines Kinderarztes legt nun nahe, dass Kinder mit ihren Müttern im Bett schlafen sollten, bis sie wenigstens das Alter von drei Jahren erreicht haben.
Dr. Nils Bergman von der Universität von Kapstadt, Südafrika, argumentiert, dass gesunde Neugeborene für eine optimale Entwicklung mindestens in den ersten Wochen auf der Brust ihrer Mutter schlafen sollten. Danach glaubt er, dass sie mit Mama und Papa im Bett bleiben sollten, bis sie drei oder sogar vier Jahre alt sind.
Weil es eine Menge Angstmache und Propaganda gibt, die um das Risiko des plötzlichen Kindstodes (SIDS: Sudden Infant Death Syndrome) entsteht – die Vorstellung, dass ein Elternteil sich während des Schlafes auf das Kind legen und es so ersticken könnte -, wird gemeinsames Schlafen generell nicht empfohlen, und tatsächlich fand eine kürzlich veröffentlichte britische Studie heraus, das fast zwei Drittel der Fälle von SIDS auftraten, als das Bett geteilt wurde.
Aber, Laut Dr. Bergman: „Wenn Babys erstickt sind und plötzlicher Kindstod auftrat, lag das nicht daran, dass ihre Mütter anwesend waren. Es ist wegen anderer Dinge passiert: giftige Dämpfe, Zigaretten, Alkohol, große Kissen und gefährliche Spielsachen.“
Außer Frage steht, ein Kind, das droht zu ersticken aus welchem Grund auch immer (Schlaufe eines Kleidungsstücks, die sich um den Hals zuzieht, Erbrechen im Schlaf, Asthmaanfall) wird sehr viel eher einen Erwachsenen wecken, der gleich neben ihm schläft, als einen Schlafenden in einem getrennten Raum.
Der Schlafforscher James McKenna ist der Überzeugung, das gemeinsame Schlafen im Familienbett versetze Eltern in die Lage, ihr Kind aktiv vor dem plötzlichen Kindstod zu bewahren. Er betont, dass so die besten Voraussetzungen vorhanden seien, damit umgehend die richtigen Maßnahmen getroffen werden können, ehe das Kind in eine unangenehme oder gar lebensbedrohliche Notlage gerät.
Eine neuere Studie mit 16 Kleinkindern überwachte die Babys, während sie im Bett mit ihrer Mutter schliefen.
Es stellte sich heraus, dass das Herz des Babys dreimal so viel Stress hatte, wenn er alleine schlief. Während sie in einer Wiege schliefen, hatten sie einen mehrfach unterbrochenen Schlaf und ihre Gehirne haben seltener zwischen den zwei Arten des Schlafes (aktiv und ruhig) gewechselt.
In den Babybetten hatten nur 6 der 16 Babys überhaupt einen ruhigen Schlaf, und ihre Schlafqualität war viel schlechter.
Dr. Bergman erklärte weiter, wie Veränderungen im Gehirn, die durch Stresshormone hervorgerufen werden, es tatsächlich erschweren können, später im Leben Beziehungen zu bilden und Bindungen zu schließen.
Eine weitere Studie, die in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry“ veröffentlicht wurde, überwachte die Ergebnisse von 73 Frühgeborenen, die Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihren Müttern erhielten, weitere drei Frühgeborene erhielten eine Standard-Inkubatorpflege.
Die Probanden der Studie wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren überwacht, und die Ergebnisse waren wie folgt:
Haut-zu-Haut-Kontakt erhöhte die autonome Funktion (respiratorische Sinusarrhythmie, RSA) und das mütterliche Bindungsverhalten in der Phase nach der Geburt, verringerte die Ängstlichkeit der Mutter und verbesserte die kognitive Entwicklung und die exekutiven Funktionen des Kindes von 6 Monaten auf 10 Jahre. Im Alter von 10 Jahren zeigten diese Kinder, abgeschwächte Stressreaktion, verbesserte RSA, organisierten Schlaf und bessere kognitive Kontrolle. RSA und mütterliches Verhalten waren im Laufe der Zeit dynamisch miteinander verknüpft, was zu einer verbesserten Physiologie, exekutiven Funktionen und intensiveren Mutter-Kind-Bindung nach 10 Jahren führte.
Der „National Childbirth Trust“ unterstützt das Zusammenschlafen mit dem Kind, sofern die Eltern nicht geraucht, Alkohol oder Drogen genommen haben, oder wenn sie übergewichtig, chronisch krank sind oder an einer chronischen Erschöpfung leiden, die alle dazu führen können, dass sie sich auf das Baby rollen oder auf andere Weise ihre Gesundheit beeinträchtigen.
Studien über Patienten im Koma, beweisen, dass die Anwesenheit von einer anderen Person im Raum, Herzschlagfrequenz, Herzrhythmus und Blutdruck des Patienten positiv beeinflussen. Es erscheint vernünftig, anzunehmen, dass bei Babys und Kindern ähnliche gesundheitliche Vorteile hervorgerufen werden, wenn sie mit vertrauten Personen im selben Raum sind.
Zusammen mit dem Baby im Familienbett zu schlafen, hat den großen Vorteil, das Stillen für die Mutter während der Nacht zu erleichtern, weil sie nicht aufstehen muss, sondern ihr Kind im Halbschlaf anlegen kann, um danach einfach wieder einzuschlafen. Auf diese Weise sind die Zeiten unterbrochener Nachtruhe weniger anstrengend für die Mutter, denn sie kommt trotzdem in den Genuss eines erholsamen Schlafs. Das Schlafen im Familienbett fördert somit eine längere Stillbeziehung mit allen Vorteilen die diese für Mutter und Kind hat.
Insgesamt ist es ein sehr kontroverses Thema. Viele schwören auf das Bett teilen, und es war sicherlich üblich, bevor Wiegen so üblich und erschwinglich wurden.
Dies hat viele Vorteile, aber es ist auch wichtig, sich den potenziellen Gefahren bewusst zu sein und diese zu berücksichtigen.
Wir alle wissen, dass Babys gehätschelt und gekuschelt werden müssen und Liebe brauchen; sie müssen sich sicher und geborgen fühlen, und wie können sie sich in einem anderen Zimmer in einer Wiege ganz alleine fühlen? Wenn man darüber nachdenkt, scheint es ein ziemlicher Rückwärtsschritt zu sein.
Jeder Elternteil macht einfach das, was er für sein Baby am besten findet, aber die Meinungen anderer sind meistens im Weg. Wir haben alle diese Kommentare gehört wie: „Oh, du solltest das Baby nicht hoch nehmen, du musst es weinen lassen. Es wird Probleme mit der Bindung haben. Wie wird es seine Unabhängigkeit entwickeln?“
Nun, es sind Babys; sie können sich nicht um sich selbst kümmern, und sie müssen umsorgt werden. Es ist ein natürlicher Drang für die Mutter, sich um ihr Kind zu kümmern.
Das Schreien ist die einzige Möglichkeit für das Baby, sich bemerkbar zu machen, um seinen Eltern zu signalisieren, dass es sie braucht. Endloses Schreien bedeutet Stress für alle Familienmitglieder. Je eher die Bedürfnisse des Kindes gestillt werden, desto eher bekommen alle die Erholung, die sie dringend brauchen und umso mehr Energie ist für den Tag vorhanden. Eine junge Mutter, die zusammen mit ihrem Kind schläft, verinnerlicht die sensiblen Antennen, die zunächst alle Mütter für ihre Neugeborenen haben, und versetzt sie in die Lage, das Kind schneller zu beruhigen, ihm und allen Familienmitgliedern somit unnötigen Stress zu ersparen.
Ein Kind, das Tag und Nacht umsorgt wird, fühlt sich in seinem Glauben an die Liebe und Unterstützung seiner Eltern bestätigt, anstatt mit Gefühlen wie Angst, Ärger und Einsamkeit Nacht für Nacht zurechtkommen zu müssen. Kinder, die sich während der Nacht dicht neben ihren Müttern und/oder Vätern sicher fühlen durften, wachsen zu Erwachsenen heran, die besser mit unausweichlichen Stresssituationen, die das Leben nun mal mit sich bringt, zurecht kommen. Liebe und Geborgenheit in der frühen Kindheit erfahren zu haben, hat nichts mit Verwöhnen gemein, sondern ist wie ein dickes Bankkonto: ein Fundament aus Selbstachtung und Selbstsicherheit, von dem das Kind zehren und die Herausforderungen des Lebens meistern kann.
Quellen: www.nct.org.uk/ biologicalpsychiatryjournal.com / telegraph.co.uk/ skintoskincontact.com