Das Auto: Neue, persönliche Freiheit und Wirtschaftsmotor
Anders als heute war es damals aber ein Jahrhundert, in dem gewaltige Umwälzungen und Erneuerungen geschahen. Die Industrialisierung ging mit Riesenschritten vorwärts, die Menschheit legte die rasanteste Entwicklung hin und feierte den Erfindergeist und sich selbst. Diese Aufbruchstimmung beflügelte immer mehr erfinderische Geister. Erfindungen, die das Leben der Menschen von Grund auf änderten, waren das Automobil und die Eisenbahn, später kam das Flugzeug dazu.
Plötzlich schrumpften die Entfernungen gewaltig. Die persönliche Freiheit, auf diesem Planeten Reisen zu machen, wann und wohin es einem beliebt und nicht wochenlang in rumpelnden Kutschen unterwegs sein zu müssen mit möglichst kleinem Gepäck, die Reise jederzeit unterbrechen oder ändern zu können – das war eine Freiheit von einer Grenzenlosigkeit, die es nie vorher gab, wenn auch erst einmal nur für die, die sich die ersten Autos überhaupt leisten konnten. Aber schon in den Dreißigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Auto auch für die Bürger des Mittelstandes möglich. Noch im Dritten Reich wurde der „Volkswagen“ für die einfacheren Leute konzipiert und entwickelt, der nach dem Zweiten Weltkrieg als VW-Käfer die Straßen und Autobahnen bevölkerte.
Für Industrie und Handel waren die bald auftauchenden, größeren Lastwagen ein Geschenk. Nun konnten Waren und Güter schneller vor Ort sein und es war auch möglich, verderbliche Güter mit nur wenigen Tagen Haltbarkeit, wie Käse, Obst, Gemüse etc. in einen wesentlich weiteren Einzugsbereich zu liefern. Mit dem Flugzeug gewöhnten wir uns an Urlaub in jedem Winkel der Welt und daran, dass sogar Bananen und Ananas aus Südamerika taufrisch in unseren Supermärkten zu kaufen sind.
Henry Ford, ein Pionier des Autos für Jedermann
Henry Clay Ford war einer der reichsten Männer des 20. Jahrhunderts. Er prägte die Geschichte des Automobils zusammen mit den großen Namen wie die Erfinder der Automotoren. Nicolaus August Otto erfand den Ottomotor, Felix Wankel den Wankelmotor, Rudolf Diesel den Dieselmotor, Gottlieb Daimler entwickelte zusammen mit Wilhelm Maybach den ersten, schnelllaufenden Benzinmotor. Henry Ford begriff seine Chance, die diese großartigen Erfindungen ihm boten. Er konstruierte die Fahrzeuge und verbesserte deren Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit und gewann zuerst einmal die vermögende Oberschicht Amerikas und dann auch Europas als Kunden, die sich einen solchen Luxus leisten konnte.
Die Preise dieser Autos, wollte man sie heute nachbauen, würden aufgrund der vielen Handarbeit und kleinen Stückzahlen heute etwa 100.000 bis 200.000 Euro entsprechen. Doch Henry Ford begriff sehr bald die Zeichen der Zeit und die Chance, mit einfacheren Automobilen auch den normalen Bürger zu erreichen. Seitdem ist die Automarke Ford seit Generationen ganz vorne auf den ersten Plätzen im Weltmarkt vertreten, neben deutschen Marken, wie Audi, VW, BMW und Mercedes oder britischen Autos, wie Austin, Jaguar, Bentley usw. Mit den japanischen Modellen bekamen die westlichen Autobauer die erste, wirklich harte Konkurrenz.
Sogar im 21. Jahrhundert verkaufen sich die Autos aus der Ford-Autoschmiede immer noch hervorragend. Allerdings verlieren sie in Ländern wie Russland, Japan und China Marktanteile, nicht weil sie schlecht wären, sondern weil sie amerikanische Autos sind und die Russen und Asiaten ein gespanntes Verhältnis zu den USA entwickelt haben, insbesondere auf dem riesigen Markt China. Das Reich der Mitte unternimmt große Anstrengungen, selbst gute Autos zu bauen, die auch ständig an Qualität gewinnen – im Gegensatz zu den Anfängen, wo insbesondere die Sicherheitsfeatures der chinesischen Klapperkarren auf suizidalem Niveau lagen, von exakten Spaltmaßen ganz zu schweigen.
Henry Fords „Hanfauto“ wäre ein neuer Schritt gewesen – vielleicht eine neue Ära
Obwohl die Ford-Autos mit zu den erfolgreichsten und innovativsten Kreationen gehören, hat Henry Ford vielleicht sogar noch etwas viel kreativeres geleistet, das leider nie verwirklicht wurde. Aus Umweltgründen versucht man heute, auf Autos umzusteigen, die mit Elektromotoren betrieben werden. Henry Ford hatte angeblich Pläne für Autos, die mit Hanföl betrieben werden sollten, statt mit Benzin.
Offensichtlich plante Henry Ford, Autos mit Hanfkraftstoff aus Hanföl zu betanken, anstatt mit Benzin, weil es viel einfacher herzustellen sei, als Benzin. Benzin erfordert großen Aufwand, um aus Erdöl raffiniert zu werden und zerstört, wenn in großen Mengen benötigt, Lebensräume für Mensch und Tier, dachte Ford. Er wollte, dass der Treibstoff unschädlich für die Welt sei. Sein Hanföl-Treibstoff würde diese Anforderung erfüllen, indem als „Abgas“ Sauerstoff entstehen sollte, den jeder atmen kann, sobald der Treibstoff in den Autos verbraucht würde und das Abgas Sauerstoff in die Luft entweicht.
Und nicht nur das: Es heißt auch, dass Ford nicht nur das Öl aus den Hanfsamen zu Treibstoff machen wollte, sondern auch die ganze Pflanze verwenden. So sollte die Karosserie seines Hanf-Autos zu 70% aus Hanffasern, Sisal und Weizenstroh bestehen, die mit Bindemitteln zu Karosserieteilen geformt werden sollten. Angeblich war bei den Prototypen solcher Karosserieteile die Festigkeit dieser Hanffaser-verstärkten Teile so hoch, dass sie fast unzerstörbar waren. Ein Mann, der immer wieder eine Axt in die Karosserie des Hanfautos schlug, konnte nicht mehr, als ein paar Kratzer darauf hinterlassen. Auch, wenn die Bezeichnung „Hanfauto“ das nahelegt: THC, der berauschende Teil einer bestimmten Art Hanf, nämlich der Marihuana-Pflanze, ist nirgendwo in dem Auto enthalten (obwohl das sicher zu entspannterem Fahren beitragen würde).
Dabei ist die Hanffaser eine der widerstandsfähigsten, die die Natur hervorbringt. Heute noch gibt es nichts Besseres für Klempner, als Wasserleitungsverbindungen mit Hanffasern abzudichten. Das Material saugt Feuchtigkeit auf, ohne zu faulen, zu schimmeln oder sonstwie zu verrotten oder zu zerbröseln. Diese Abdichtungen halten unglaublich lang. Genau wie Hanfgewebe. Kleidung, Stoffschuhe oder Taschen und Rucksäcke aus Hanf gehören zu den widerstandsfähigsten Stoffen, die es überhaupt gibt.
Fürchtete Henry Ford schlechte Presse für das „Kiffer-Auto“?
Vielleicht war Henry Ford dann doch zu vorsichtig und ahnte schon, dass, sobald das Wort „Hanf“ mit seinem neuesten Modell in Verbindung gebracht worden wäre, es sofort eine öffentliche Riesendebatte geben würde, dass Hanf doch nur ein anderes Wort für Marihuana ist und dass es schlechte und schädliche Auswirkungen haben könnte, wenn Autos aus Hanf bestehen und mit Hanföl fahren würden. So, als ob die Menschen beseligt schnüffelnd hinter dem Auspuff des Hanfautos herlaufen und vollkommen high alle ihre Pflichten und Arbeit vergessen würden. Obwohl von Ford ausdrücklich betont wurde, dass nirgendwo am oder im Hanfauto der berauschende Wirkstoff THC enthalten sei oder freigesetzt würde, hatten schon damals die Massenmedien ein besonderes Talent dafür, die Dinge wild zu dramatisieren und fast alles so zu verdrehen, dass es zum Skandal hochgespielt wird.
Henry Ford war ein Mann von hoher Intelligenz und war sich wahrscheinlich darüber im Klaren, dass es schwierig werden würde, gegen das „Marihuana-Tabu“ anzukämpfen. In den 1900er Jahren Marihuana zu rauchen, wurde als genauso widerwärtig empfunden, als würde man jemanden ermorden. Vielleicht kam er zu dem Schluss, es wäre das Beste, sein kleines Experiment zu stoppen. Vielleicht hätte es ihm aber auch viel Ruhm, Ehre und Geld eingebracht und die Autoindustrie hätte für immer zum Besseren für Natur und Menschheit verändert werden können.
Aber es gibt doch wieder Querköpfe heute, die es doch wieder versuchen wollen: