Alle sprechen über Lithium. Doch während Bergbaufirmen und Investoren feiern, leidet die Umwelt. Denn der Abbau greift massiv in die Ökosysteme ein.

 

Lithium wichtiger Bestandteil von modernen Batterien und Akkus. Doch der Abbau des Rohstoffes bringt zahlreiche negative Folgen für die Umwelt und Bevölkerung vor Ort.

In der Atacama-Wüste in Chile gibt es das größte Lithium-Vorkommen der Welt. Das Alkalimetall ist eine Schlüsselkomponente für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, welche in Smartphones, Tablets und e-Autos verwendet wird.

Gleißend hell zeichnet sich das Weiß der 10.000 Quadratkilometer großen Salzwüste “Salar de Uyuni” gegen das Knallblau des Himmels ab. Dann streicht ein leichter Windhauch über die im Boden liegende Energiequelle. Hier, in Bolivien, schlummert der Schlüsselrohstoff, der unseren Energiebedarf stillen soll: Lithiumcarbonat. Zwischen 5,4 und 10 Millionen Tonnen Lithium sollen unterschiedlichen Schätzungen zufolge in der weiten Ebene vorkommen, die durch das Austrocknen eines Sees entstanden ist.

Salzbecken in der Atacama-Wüste, Chile.

Doch nicht nur der Salar de Uyuni: die ganze Region ist reich an Lithium. Tausende Kilometer von Deutschland entfernt befindet sich das “Lithiumdreieck”. Im bettelarmen Bolivien, dem aufstrebenden Chile und dem strauchelnden Argentinien werden über 55 Prozent aller Vorräte vermutet.

Die Lithium-Felder in Chile

Über die Abbaubaubedingungen und die Reaktion der Bevölkerung in den Ländern sagt die deutsche Wissenschaftlerin Juliane Ströbele-Gregor: “Die Umweltbelastungen durch Staub und die Wasserentnahme sind enorm. In Chile gibt es örtlichen Bürgerwiderstand. Die lokalen Reaktionen reichen von Zustimmung und Forderung nach Beteiligung an den Einnahmen, bis hin zu lokaler Ablehnung und Widerstand. In Argentinien wird gemeinsam mit Toyota produziert.” Ströbele-Gregor forscht an der Freien Universität Berlin am Lateinamerika-Institut zum Thema.

Große Teile der Regionen, wo Lithium abgebaut wird, sind heute schon ausgetrocknet.

Was genau ist Lithium und wofür wird es gebraucht?

Lithium ist das leichteste Metall auf der Erde und zählt zu den nicht nachwachsenden Rohstoffen. Es kommt zwar häufig vor, allerdings nur in sehr niedrigen Konzentrationen. Daher zählt Lithium zu den seltenen Elementen. Das silberweißes Leichtmetall führt schon bei Berührung zu schweren Verätzungen und Verbrennungen.

Lithium wird unter anderem zur Herstellung von Aluminium, Glas, Keramik und Akkus eingesetzt. Die Bedeutung von Lithium hat mit der Erfindung von Lithium-Batterien, die sowohl leichter als auch langlebiger als konventionelle Nickelbatterien sind, drastisch zugenommen. Diese Art von Batterien wird für Elektroautos, Kameras, Laptops, Handys und andere Geräte verwendet.

Da Lithium als Elektrodenmaterial der wichtigste Bestandteil langlebiger Batterien ist, hat die Autoindustrie ein Auge auf diesen Rohstoff geworfen. Dort, wo derzeit noch Öl dominiert, könnte morgen der Rohstoff Lithium zum raren Gut werden. Denn die Autobranche setzt auf Elektro-Autos mit Lithium-Ionen-Akkus. Bei Rohstoffproduzenten in aller Welt ist deshalb das “Lithium-Fieber” ausgebrochen.

Weder die Regierung, noch Unternehmen oder Organisationen wissen wirklich, wie viel Wasser oder Lithium noch vorhanden ist.

Lithiumgewinnung im Norden Chiles

Die größten Lithium-Vorkommen befinden sich im sogenannten „Lithium-Dreieck“ zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. In Chile wird Lithium im Salar de Atacama im hohen Norden des Landes gefördert. Die drei Salzseen der Atacama-Wüste bilden ein riesiges Lithium-Reservoir.

Für die Erzeugung von Lithium wird das stark mineralhaltige Grundwasser (die Salzlake) zum gezielten Verdunsten in riesige künstlich angelegte Becken gepumpt. Durch zahlreiche Verdunstungsschritte ist es möglich, die benötigte Konzentration an Lithium zu erreichen, um Lithium-Karbonat zu erzeugen, welches weiterverarbeitet wird. Neben Lithium kann auch Kaliumchlorid mit diesem Verfahren gewonnen werden. Je nach Abbaugebiet ist das Haupterzeugnis Lithium und das Nebenprodukt Kalium oder umgekehrt.

Der größte Lithium-Produzent in Chile ist SQM, ein Konzern, der in den Händen der kanadischen Potash Corporation of Saskatchewan (PCS) und einem chilenischen Unternehmer ist und jährlich etwa 21.000 Tonnen Lithium-Karbonat erzeugt. Das zweitgrößte Unternehmen ist die nordamerikanische Sociedad Chilena del Litio (SCL). Gemeinsam erzeugen sie 58% des weltweit gewonnenen Lithiums.

 

Lithium in Österreich

In Österreich befindet sich das größte Lithiumvorkommen Europas – auf der Koralpe. Das wurde 2011 von der bisherigen Eigentümerin, der Kärntner Montanindustrie an die East Coast Minerals ECM, ein australisches Unternehmen, verkauft.

Folgen der Lithiumgewinnung

Die Lithiumgewinnung im Salar de Atacama wirkt sich direkt auf die Wasserreserven aus. Denn die Atacama-Wüste zählt zu den trockensten Gebieten der Erde, mit einer Niederschlagsmenge von 1mm alle 5 bis 20 Jahre in vereinzelten Gebieten.

Die Förderung der Lake aus dem Grundwasser führt dazu, dass der Grundwasserspiegel sinkt und nicht nur die Flussläufe, sondern auch Wiesen und Feuchtgebiete austrocknen. Ursprüngliches Weideland geht verloren und dort nistende seltene Vogelarten sind bedroht. Die zahlreichen Lagunen, die dieses Ökosystem kennzeichnen, werden drastisch verändert. Und die ansässige, zum Großteil indigene Bevölkerung leidet unter Wassermangel. Grund dafür ist das gezielte Verdampfen des Wassers zur Erhöhung der Lithium-Konzentration in den Becken, ohne eine Vorkehrung, es aufzufangen oder wieder dem Grundwasser zuzuführen. Folglich sind Wiesen und Feuchtgebiete vom Austrocknen bedroht, was eine direkte Gefahr für fragile Lebensräume, nistende Vogelarten und ursprüngliches Weideland darstellt. So wird auch die Morphologie der Lagunen, die dieses Ökosystem kennzeichnen, drastisch verändert.

Die für den Transport der Materialien auf dem Abbaugebiet und zu den Aufbereitungsanlagen verwendeten Lastwägen verursachen beträchtliche Luftverschmutzung.

Ein weiterer Aspekt sind die Staubwolken, die bei der Lithium-Förderung entstehen. Dieser Staub beinhaltet hohe Mengen an Mineralien, insbesondere Lithiumcarbonat, welche in die Ortschaften (z.B. die Dörfer Socaire und Peine), auf Weideflächen und Schutzgebiete gelangen. Der Staub bringt Gesundheitsprobleme mit sich und verschmutzt Böden und Gewässer.

Da die Lithium-Fabriken alle dort gebaut wurden, wo zuvor unberührte Naturlandschaften waren, beeinflusst die Aktivität der Menschen in und um die Fabriken (beispielsweise Lärm, Straßen, Verkehr, Maschinen und Personal) stark die Ökosysteme und biologischen Korridore. Dies bedingt das Aussterben von indigenen Pflanzen- und Tierarten sowie Erosion. Zudem werden seit jeher von Viehherden genutzte Routen blockiert und für das Vieh unpassierbar gemacht.

Aus sozialer Sicht hat der Lithium-Abbau Arbeitsplätze geschaffen und somit das Einkommen der lokalen Bevölkerung verbessert. Dennoch handelt es sich bei der Art der vorhandenen Arbeitsplätze für die Bewohner der Region um gering qualifizierte Beschäftigungen. Die am höchsten spezialisierten Stellen werden meist von Migranten aus anderen Teilen Chiles oder anderen Ländern bekleidet.

Ein weiterer komplexer Aspekt in sozialer Hinsicht ist die Nutzung des Landes und die Eigentumsrechte. Ursprünglich gehörte das Atacama-Gebiet den Menschen aus der Gegend. Bezüglich der Nutzung und Pflege der Umwelt sieht sich die indigenen Bevölkerung als Teil eines offenen Systems, in dem das Land nicht fragmentiert werden soll.

Entgegen dieser Meinung ist die Bergbauindustrie in Areale wie den Salar de Atacama vorgedrungen, die eine einzigartige und unersetzbare verletzliche biologische und kulturelle Vielfalt von enormem Wert für die lokale Bevölkerung ist.

 

Sammlung, Recycling, Wiederverwendung

Die Verwendung von Lithium ist zwischen 1991 und 2007 von Null auf 80 Prozent des Marktanteils angestiegen. Aufgrund der sehr niedrigen Sammelquoten und der lückenhaften Abfallgesetzgebung in Europa landet Lithium großteils in Müllverbrennungsanlagen oder auf Deponien. Ursachen hierfür sind geringe und sehr unbeständige Marktpreise und die in Relation zur Primärproduktion hohen Recyclingkosten. Zudem ist Lithium giftig, hochreaktiv und leicht entflammbar, dadurch treten Schwierigkeiten beim Recycling auf.

Moderne Lithium-Batterien haben eine komplexe chemische Zusammensetzung. Die EU-Bestimmungen hinsichtlich Sammlung, Recycling, Verarbeitung und Entsorgung von Batterien verlangen zwar eine Gesamtsammelquote von mindestens 45 Prozent, auf die Sammlung von Lithium-Batterien wird jedoch nicht speziell eingegangen.

 

Lösungsansätze

Li-Ion-Batterien betriebene Elektrofahrzeugen verursachen schon jetzt einen hohen Bedarf an Lithium, der in Zukunft vermutlich noch steigen wird. Effektive Rechtsvorschriften und Investitionen in Infrastrukturen und Technologien zur Sammlung und Wiederverwertung von Lithium könnten hier Abhilfe schaffen. Auch finanzielle Anreize zur Herstellung von nachhaltigeren Geräten durch verantwortungsvolles Produktdesign könnten den Bedarf senken. Eine umfassende Folgenabschätzung für Mensch und Umwelt kann eine neue Gesetzgebung im Beschaffungs- und Abfallwesen, sowie bei der Wiederverwendung von natürlichen Ressourcen, einschließlich Metallen wie Lithium, stärken.

Was kann ich tun?

Batterien enthalten giftige Metalle wie Cadmium und Quecksilber, Blei und Lithium. Sie sind gefährliche Abfälle und bedrohen Gesundheit und Umwelt. Entsorge sie sachgemäß.

Verwende deine Geräte so lange wie möglich und überlege vor dem Kauf ob du das neue Handy oder den neuen Computer wirklich brauchst. Und wenn es wirklich sein muss, schau doch mal im Internet nach, ob du nicht ein gutes Gebrauchtgerät findest.

 

Quellen: 

https://www.global2000.at/lithium

https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/wirtschaft/Fluch-und-Segen-des-weissen-Goldes-article20709401.html

https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/lithium-die-umweltgefahren-des-weissen-goldes/23140064.html