Ein Wirkstoff im Marihuana namens Tetrahydrocannabinol (THC) fördert die Entfernung von schädlichen Ansammlungen von Amyloid-Beta-Protein im Gehirn, von denen man annimmt, dass sie das Entstehen der Alzheimer-Krankheit auslösen bzw. den Krankkeiheitsverlauf verstärken.
Der Befund unterstützt die Ergebnisse früherer Studien, die Belege für die schützende Wirkung von Cannabinoiden, einschließlich THC, auf Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen fanden.
„Zwar haben andere Studien bereits gezeigt, dass Cannabinoide neuroprotektiv gegen die Symptome von Alzheimer wirken können, aber wir glauben, dass unsere Studie die erste ist, die zeigt, dass Cannabinoide sowohl Entzündungen als auch Amyloid-Beta-Akkumulation in Nervenzellen beeinflussen“, sagt einer der Mitarbeiter, David Schubert vom Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien.
Durch Glutamat vermittelte Übertragung und Cannabinoide
Glutamat ist der am reichlichsten vorhandene Neurotransmitter im menschlichen Gehirn. Es ist ein stimulierender Neurotransmitter, der in neuralen Kreisläufen, die mit der synaptischen Plastizität verbunden sind, eine Rolle spielt. Indem Glutamat die Signalübertragung zwischen Neuronen verstärkt oder abschwächt, besitzt es beim Lernen und beim Gedächtnis eine entscheidende Funktion. Es ist der wohl wichtigste Neurotransmitter im Gehirn; es bestimmt, wie ein Individuum Informationen speichert, und ist ein bedeutender Faktor bei der Langzeitpotenzierung.
Hohe Glutamatkonzentrationen bewirken Neurotoxizität (insbesondere vermittelt durch die NMDA-, AMPA- und Kainat-Glutamatrezeptoren) und führen zur Bildung von Substanzen, die zusätzliche Schäden verursachen, wie ROS und der Tumornekrosefaktor-alpha. Außerdem weiß man, dass die Glutamat-Aktivität durch die Anwesenheit von Antioxidantien reduziert wird. Und da CBD und THC sich als Antioxidantien erwiesen haben, gibt es auf diesem speziellen Gebiet der Neurologie eine eindeutige Grundlage für eine weitere Erforschung der Cannabinoide.
Die Interaktionen zwischen verschiedenen Cannabinoiden und dem glutamatergen Signalsystem wurden in einer Studie mit dem Titel Neuroprotective Antioxidants from Marijuana untersucht, die 2000 veröffentlicht wurde. In dieser Studie wurden Cannabidiol und mehrere andere Cannabinoide in Bezug auf ihr neuroprotektives Potenzial bei Ratten in vitro untersucht; in Neuronenkulturen, die toxischen Konzentrationen von Glutamat ausgesetzt wurden. Dabei zeigte CBD die besten antioxidativen Eigenschaften zur Vermeidung der Glutamat-Toxizität.
Schubert und seine Kollegen testeten die Auswirkungen von THC auf im Labor gezüchtete menschliche Nervenzellen, welche die Auswirkungen der Alzheimer-Krankheit nachahmen.
Falls Dir diese spezielle kleine Verbindung nicht viel sagt, es ist so, dass sie dank ihrer natürlichen schmerzlindernden Eigenschaften, nicht nur für die meisten psychologischen Effekte des Marihuanas – einschließlich des „Highwerdens“ – verantwortlich ist, sondern sie wird auch als effektive Behandlung der verschiedensten Symptome von HIV und Chemotherapie bis hin zu chronischen Schmerzen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Schlaganfällen geschätzt.
Tatsächlich scheint THC ein so erstaunlicher medizinischer Wirkstoff zu sein, dass Forscher an der Züchtung gentechnisch veränderter Hefe arbeiten, die sie viel effizienter produzieren kann, als es mit der Herstellung synthetischer Versionen möglich wäre.
Die Verbindung wirkt, indem sie von der Lunge in den Blutkreislauf gelangt, wo sie sich mit zwei Arten von Rezeptoren verbindet, dem Cannabinoidrezeptor (CB) 1 und 2, die sich auf Zelloberflächen im ganzen Körper befinden.
Im Gehirn sind diese Rezeptoren am stärksten in Neuronen (Nervenzellen) konzentriert, die mit Vergnügen, unserem Gedächtnis, mit Denken, Koordination und Zeitwahrnehmung zu tun haben, und sie verbinden sich meist mit einer Klasse von Lipidmolekülen, den Endocannabinoiden, die der Körper während körperlicher Aktivität produziert, um im Gehirn die Signalisierung zwischen den Zellen zu fördern.
THC kann sich auf ähnliche Weise verbinden und auf diesem Wege die Fähigkeit des Gehirns nutzen, mit sich selbst zu kommunizieren.
Das kann sowohl gut als auch schlecht sein, denn während man vielleicht etwas Wichtiges vergisst oder plötzlich unfähig ist, eine sportliche Körperbewegung auszuführen, fühlt man sich wahrscheinlich erstaunlich gut und möchte alle Snacks essen.
Im Laufe der Jahre hat die Forschung gezeigt, dass THC durch Bindung an diese Rezeptoren eine andere Wirkung auf das alternde Gehirn haben kann, da es dem Körper anscheinend dabei hilft, die achädlichen Ansammlungen (oder Plaques) von Amyloid-Beta zu beseitigen.
Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was die Alzheimer-Krankheit verursacht, aber man geht davon aus, dass sie auf eine Ansammlung von zwei Arten von Läsionen zurückzuführen ist: Amyloid-Ansammlungen und neurofibrilläre Verflechtungen.
Amyloid-Ansammlungen sitzen zwischen den Neuronen als dichte Gruppen von Beta-Amyloid-Molekülen – eine klebrige Art von Protein, die leicht verklumpt -, und neurofibrilläre Verflechtungen werden durch defekte Tau-Proteine verursacht, die sich zu einer zähen, unlöslichen Masse in den Neuronen verklumpen.
Es ist nicht klar, warum diese Veränderungen im Gehirn auftreten, aber Studien haben eine Entzündung im Gehirngewebe mit der Vermehrung von Ansammlungen und neurofibrillären Verfilzungen in Verbindung gebracht. Wenn wir also etwas finden, das die Entzündung des Gehirns lindert und gleichzeitig den Körper dazu ermutigt, diese Veränderungen zu beseitigen, könnten wir auf dem Weg zur ersten wirksamen Behandlung von Alzheimer sein.
Bereits im Jahr 2006 hatten Forscher des Forschungsinstituts Scripps herausgefunden, dass THC die Bildung von Amyloid-Ansammlungen hemmt, indem es das Enzym im Gehirn blockiert, das sie produziert, und nun haben Schubert und sein Team gezeigt, dass es auch eine gefährliche Entzündungsreaktion aus den Nervenzellen eliminieren und ihr Überleben sichern kann.
„Entzündungen im Gehirn sind ein Hauptbestandteil der mit der Alzheimer-Krankheit verbundenen Schäden, aber es wurde immer angenommen, dass diese Reaktion von immunähnlichen Zellen im Gehirn ausgeht, nicht von den Nervenzellen selbst“, sagt ein Mitglied des Forschungsteams, Antonio Currais.
„Als wir die molekulare Basis der Entzündungsreaktion auf Amyloid-Beta zurückführen konnten, wurde klar, dass THC-ähnliche Verbindungen, welche die Nervenzellen selbst herstellen, möglicherweise daran beteiligt sind, die Zellen vor dem Absterben zu schützen.“
Es ist aufregend, aber bisher wurde es nur bei Neuronen im Labor gezeigt. Als nächsten Schritt werden Schubert und sein Team den Zusammenhang zwischen THC und reduzierter Entzündung sowie andererseits der Bildung von Ansammlungen in einer klinischen Studie beobachten.
Sie haben Berichten zufolge bereits ein Medikament namens J147 gefunden, das die gleichen Effekte wie THC zu haben scheint, also könnte dies die Art und Weise sein, wie sie die Effekte von THC testen können, ohne dass die Regierung ihnen regulierend in die Quere kommt.
Es ist jedoch erwähnenswert, dass neuere rechtliche Änderungen seit der Zeit dieser Forschung rund um den Marihuanagebrauch in den USA die weitere Forschung auf diesem Gebiet womöglich künftig erheblich erleichtern werden.
Die Ergebnisse wurden in im Journal ‚Aging and Mechanisms of Disease‘ [Das Altern und die Mechanismen von Krankheit] veröffentlicht. Diese Veröffentlichung erfolgte ursprünglich im Juni 2016.
Es sind so viele Menschen von Dementsprechend betroffen. Hier sollte viel mehr geforscht werden um ihnen zu helfen.
Danke für Ihren Beitrag. Sie geben Hoffnung!
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