Es war einmal ein Esel, der in einem üppigen Dschungel lebte. Der Esel war von Natur aus ein einfaches, aber hartnäckiges Wesen. Eines Tages geriet er in einen Streit mit dem Tiger. Der Grund ihres Disputs war eine scheinbar triviale Frage: Welche Farbe hat das Gras?
„Das Gras ist blau!“, behauptete der Esel überzeugt. Der Tiger, der wie alle Raubkatzen scharfe Sinne hatte, lachte und widersprach: „Das Gras ist grün!“
Der Streit zwischen den beiden wurde immer hitziger, bis sie beschlossen, den König des Dschungels – den Löwen – um eine endgültige Entscheidung zu bitten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Thron des Löwen.
Am Hof angekommen, begann der Esel lautstark seine Position zu verteidigen: „Majestät, ist es nicht wahr, dass das Gras blau ist?“ Der Löwe, weise und geduldig, sah den Esel lange an. Dann nickte er und sprach: „Ja, das Gras ist blau.“
Der Esel sprang vor Freude in die Luft und erklärte triumphierend: „Ich wusste es! Der Tiger widerspricht mir nur, um mich zu ärgern. Bitte bestrafen Sie ihn!“ Der Löwe drehte sich zum Tiger, sah ihn streng an und verkündete: „Tiger, als Strafe für dein Verhalten wirst du drei Tage lang schweigen.“
Der Esel ging zufrieden fort und feierte seinen vermeintlichen Sieg, während der Tiger ruhig am Hof blieb. Als der Esel außer Hörweite war, fragte der Tiger den Löwen: „Majestät, warum haben Sie gesagt, dass das Gras blau ist? Jeder weiß, dass es grün ist!“
Der Löwe lächelte weise und antwortete: „Natürlich ist das Gras grün. Aber der Streit, den du mit dem Esel geführt hast, war sinnlos. Ein weises Wesen wie du sollte sich nicht darauf einlassen, mit einem starrköpfigen Narren zu diskutieren. Deine Strafe ist nicht, weil du unrecht hattest, sondern weil du deine Zeit und Energie verschwendet hast.“
Die Geschichte vom Esel, dem Tiger und dem Löwen ist ein zeitloses Gleichnis über Wahrheit, Ignoranz und die Kunst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie zeigt, dass es manchmal klüger ist, in Diskussionen mit sturen oder manipulativen Menschen nachzugeben, anstatt Zeit und Energie mit sinnlosen Auseinandersetzungen zu vergeuden.
Manchmal ist es nicht entscheidend, Recht zu haben, sondern zu wissen, wann es besser ist, den Konflikt zu meiden – eine Lektion, die uns im Alltag oft begegnet.