Knapp 2000 Menschen sind in Schweden als Infizierte des Virus SARS-CoV-2 festgestellt, es gab bislang 20 Tote; vor allem der Raum Stockholm ist betroffen.
Doch weiterhin sind dort im Gegensatz zu den Nachbarn Dänemark, Norwegen und Finnland die Grundschulen, die Restauants sowie die Grenzen offen, Rückkehrer aus Corona-betroffenen Länder müssen nicht in Quarantäne.
Politisch ist dafür der bislang beruhigend auftretende sozialdemokratische Ministerpräsident Stefan Löfven verantwortlich.
Das theoretische Fundament für diese gelassene Grundhaltung liefert Anders Tegnell, ein Mann, stets im Pulli und immer mit ungebügelten Hemdkragen: der „Staatsepidemologe“.
Der 63-jährige Arzt, der im schwedischen Gesundheitsamt beschäftigt ist, wirkt als Regierungsberater und spricht sich für die Strategie der „Herdenimmunität“ bezüglich des Corvid-19 Virus aus. Dies bedeutet, dass nur die Gefährdeten wie alte Menschen und junge mit entsprechenden Krankheiten geschützt werden sollen, der Rest könne sich infizieren, um so eine rasche kollektive Immunität der Gesellschaft zu erreichen.
In Schweden, in der der Staat eine allgemein akzeptierte große Fürsorgerolle einnimmt, wirkt der bedächtig auftretende Tegnell für viele wie ein „Held im Sturm“ so die Zeitung „Aftonbladet“ . Auf der anderen Seite schlägt ihm in den Sozialen Medien Hass entgegen, aus Angst vor italienischen Verhältnissen. Aber auch Kollegen vom Fach gebrauchen harte Worte. „Wieviele Leben sind sie bereit zu opfern, um nicht endlich (das öffentliche Leben) abzuriegeln“, so Joacim Rocklöv, Professor für Epidemologie der Universität Umea. Das schwedische Gesundheitsamt würde internationale Studien und Entwicklungen ignorieren.
von Jens Mattern