Das italienische Abgeordnetenhaus hat mit großer Mehrheit ein Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln verabschiedet.

 

277 Parlamentarier votierten für das Gesetz, Gegenstimmen gab es keine, ein Großteil der Opposition enthielt sich. Landwirtschaftsminister Maurizio Martina begrüßte die Entscheidung, mit der Italien künftig an vorderster Front gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln kämpfen werde. Das Gesetz muss noch durch den Senat.

 

Es sieht vor, dass noch essbare Lebensmittel, die andernfalls in der Mülltonne landen würden, leichter gemeinnützigen Organisationen gespendet werden dürfen und so Bedürftigen zugutekommen.

 

Landwirte, Industrie und Handel, aber vor allem auch Privathaushalte sollen Lebensmittel künftig nicht mehr wegwerfen oder vernichten, sondern an Bedürftige weiterreichen – unter strengster Wahrung von Hygienevorschriften.

 

Im Gegenzug winken Müllsteuererleichterungen. Damit wollen die Italiener der hohen Lebensmittelverschwendung in ihrem Land entgegenwirken. Denn aktuell kostet diese die italienische Wirtschaft 12 Milliarden Euro jährlich,  teilt „The Local“ mit.

 

„Wir machen es Unternehmen einfacher, zu spenden anstatt wegzuwerfen“, erklärt Italiens Martina gegenüber des Mediums.

Auch bereits abgelaufene Lebensmittel sollen laut „New Europe“ gespendet werden dürfen.

 

Nach Angaben des Ministeriums sind rund sechs Millionen Italiener auf Lebensmittelspenden angewiesen.

Derzeit werden jährlich rund 550.000 Tonnen Lebensmittel zur Verteilung eingesammelt, künftig soll die Menge auf eine Million Tonnen pro Jahr steigen.

Im Dezember hatte bereits die französische Nationalversammlung eine Reihe von Maßnahmen im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung beschlossen.

 

Supermärkte dürfen demnach unverkaufte, noch für den Verzehr geeignete Lebensmittel nicht wegwerfen und sollen sie stattdessen Hilfsorganisationen spenden.

Der Kampf gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln soll zudem künftig in der Schule unterrichtet werden.

In Deutschland schätzten Umweltschutzorganisationen, dass jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Essen im Müll landen.

„Der nächste Schritt ist, François Hollande dazu zu bringen, Druck auf Jean-Claude Juncker auszuüben, um das Gesetz auf die gesamte EU auszuweiten“, erklärt Martina gegenüber „The Independent“.

 

Im Gegensatz zu Italien drohen gemäß dem französischen Gesetz bei Verstößen hohe Geldstrafen.

 

Ein ähnliches Gesetz wurde in Frankreich im Februar verabschiedet. Tatsächlich war Frankreich das erste Land überhaupt, das wirksam Lebensmittelverschwendung unterbindet (für große Ketten). In den „entwickelten“ Ländern wirft ein Mensch durchschnittlich 100 kg Essen pro Jahr weg – diese Zahl berücksichtigt noch nicht die Supermärkte. Im Juli 2014 kündigte die Europäische Kommission neue Ziele zur Vermeidung von Lebensmittelvernichtung an und mahnte die Länder zur Erstellung von Rahmenbedingungen, die diese ermöglichen. Frankreich reagierte als erstes Land und jetzt folgt Italien. Die Regierung ermutigt Verbraucher auch dazu, nach Restaurantbesuchen ein Doggy Bag, z. B. eine Box mit den Resten mit nach Hause zu nehmen. Landwirte können ihre unverkaufte Ernte ohne Extrakosten an Wohlfahrtsorganisationen spenden. außerdem wurde die Strafe für den Verkauf von Nahrung nach Ablauf des Verfallsdatums abgeschafft. Viele Nahrungsmittel sind immer noch gut essbar sogar über das Verfallsdatum hinaus.

 

Die UN-Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft (FAO) gibt eine 40-prozentige Lebensmittelverschwendung in ganz Europa an.

 

„Die Nahrung, die gegenwärtig in Europa weggeworfen wird, könnte 200 Millionen Menschen ernähren“, sagt die FAO.

 

Quellen: PublicDomain/huffingtonpost.com/

https://www.zmescience.com/science/news-science/italian-food-waste-07082016/