So bauen Sie Cannabis an – im Garten oder auf dem Balkon

Nicht komplizierter als eine Monstera: So können Sie in sechs Wochen schon ihr erstes Cannabis ernten.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Seit Anfang April ist es offiziell: Zwischen Geranien und Erdbeeren dürfen bis zu drei weibliche Cannabispflanzen das Privatbeet zieren. Der Anbau ist weniger kompliziert als die Pflege einer Monstera im Wohnzimmer. Eine Anleitung für Hobbygärtnerinnen.

 

Was brauche ich?

  • Samen oder Stecklinge
  • gute Gartenerde
  • Tomatendünger
  • einen sonnigen Platz im Garten

Die Einkaufsliste für angehende Cannabisgärtner ist kurz und das meiste im Baumarkt erhältlich. Cannabissamen dürfen laut neuem Gesetz aus EU-Mitgliedsstaaten zum Zwecke des privaten Eigenanbaus eingeführt werden. Auch im Internet aus dem Ausland zu bestellen, ist erlaubt. „Derzeit ist auf Amazon die Kategorie ‚Nüsse‘ sehr gefragt“, sagt Cannabisexperte Michael Knodt dem stern, „denn dazu zählen auch die Cannabissamen.“ Knodt ist Fachjournalist und Berater für die Cannabisbranche. Sorten, die in Deutschland angebaut werden, sollten eine kurze Blühdauer haben, empfiehlt er. Ab November bedroht sonst der Frost die Pflanzen.

 

Cannabis ist ein Starkzehrer, ähnlich wie Tomatenpflanzen. Damit der Ertrag möglichst hoch ist, sollte also hochwertige Baumarkterde verwendet werden. Noch besser: Erde, die bereits vorgedüngt ist. Die gibt es allerdings nur im Fachhandel. Auch der Dünger wird idealerweise im Fachhandel bestellt. Das Verhältnis von Stickstoff, Phosphor und Kalium muss nämlich stimmen.

 

Wird stattdessen im Baumarkt eingekauft, ist Tomatendünger die richtige Wahl. Knodt empfiehlt, nur halb so stark zu dosieren wie auf der Packung steht. In Ratgebern wird außerdem empfohlen, den Dünger nicht zu oft zu wechseln.

Kann ich Cannabis in der Wohnung anbauen?

Wer weder Garten noch Balkon hat, muss tiefer in die Tasche greifen. Etwa 400 bis 600 Euro kostet die Grundausstattung aus LuftfilterLampe und sogenannter Growbox. Notfalls tut es auch ein Zelt oder ein Wandschrank.

 

„Man sollte sich ein Buch zulegen“, empfiehlt Knodt. Er vergleiche das immer mit dem Kuchenbacken. Wer noch nie am Herd stand, sollte nicht ohne Rezept loslegen. „Fertige Backmischungen gibt es noch nicht.“

Der Indoor-Anbau ist herausfordernd, ein richtiges Nerd-Hobby. Der Luftfilter muss ständig laufen, verursacht also Stromkosten. Die Höhe der Beleuchtung für die Pflanzen muss regelmäßig angepasst werden. Je nach Entwicklungsphase der Pflanze müsse auch das Klima angepasst werden. Und auch das Thema Abluft ist wichtig: Wer die Nachbarn nicht mit dem Geruch belästigen will, muss hier aufpassen.

Wer Rat sucht und im lokalen Gartencenter keinen findet: Mit Inkrafttreten des Gesetzes darf man sich auch in sogenannten “Grow-Shops” zum Anbau beraten lassen, sagt der Experte.

 

Wie pflanze ich Cannabis?

Das Cannabisgesetz kam genau richtig, denn der richtige Zeitpunkt um ihre Cannabispflanzen ins Beet zu setzen ist: Mitte April. Also wenn der letzte Bodenfrost vorbei ist. Es empfiehlt sich, die Samen im März auf der Fensterbank vorkeimen zu lassen und ab Mitte April dann ins Frühbeet zu setzen. Erlaubt sind drei lebende, blühende Pflanzen. Wer mehr Samen vorzieht, muss also rechtzeitig vor der Blüte vernichten.

Cannabis verträgt sich mit Sonnenblumen, Ysop, Ringelblume, Pfefferminze und Basilikum, sagt Experte Knodt. Hier sind Wasser- und Nährstoffbedarf ähnlich. Keine guten Beet-Nachbarn sind Brennnesseln, die nehmen dem Cannabis den Stickstoff. Ebenso ähnliche blattbildende Pflanzen.

 

Wer beim Indooranbau auf jedes Gramm Ernte Wert legt, muss sich in die Fachliteratur einlesen und findet ein sehr zeitintensives Hobby. Ansonsten sind Cannabispflanzen nicht fordernder als ein Gemüsebeet. Wer in den Urlaub fährt, sollte allerdings die Bewässerung sicherstellen. Insbesondere in der Zeit der Blütenbildung braucht Cannabis viel Wasser.

 

Viel falsch machen könne man nicht, sagen Anbauexperten. Häufige Fehler sind zu viel Wasser und zu viel Dünger. Braune oder gelbe Stellen verwachsen sich in der Regel. Auch wichtig: Im direkten Umfeld riecht Cannabis sehr deutlich, etwa wie ein Rosenbeet. Ab 20 Metern dürfte sich der Geruch verflüchtigen.

 

Wann ernte ich?

Cannabis kann einmal im Jahr geerntet werden. Je nach Sorte zwischen September und November. Die Pflanze blüht lichtabhängig, in der Wohnung wird der Prozess also über Lampen gesteuert. Wer häufiger ernten will, kann sich die sogenannten “Automatic” oder “Autoflowering”-Sorten besorgen. Die blühen alles sechs bis zehn Wochen, unabhängig von der Jahreszeit und liefern entsprechend häufiger Ertrag. Er ist allerdings deutlich geringer als bei den herkömmlichen Sorten.

 

Eine Faustregel: Gegen Ende der Blüte werden die Blütenhärchen braun. Wenn etwa die Hälfte der Härchen braun ist, ist Zeit für die Ernte. Das passiert etwa nach 60 bis 70 Blütetagen. Wartet man zu lange, wird der Geschmack zu intensiv. „Etwa wie zu stark gerösteter Kaffee“, sagt Knodt.

Fachleute bestimmen die Erntereife übrigens anders: mit Lupe oder Mikroskop. Sie untersuchen die Farbe der sogenannten Herzdrüsen, die dann milchig werden.

 

Wie ernte ich?

Die Pflanze wird abgeschnitten, die großen Blätter, die sogenannten Sonnensegel, werden mit einer Schere abgetrennt und die Blüten zum Trocknen aufgehängt. Bestenfalls kopfüber an eine Wäscheleine an einen dunklen Platz. Dann werden die kleinen Blütenblätter mit einer Schere entfernt.

Ein Mann hält das Blatt einer Cannabispflanze in der Hand, er steht in einem Garten

Achtung: Die Ernte riecht besonders stark. Knodt empfiehlt, sie in einen großen Schuhkarton zu hängen, in einem extra Raum. Auch dieser muss abschließbar sein. Wenn die Ernte mit den Fingern zerkleinert werden kann, ist sie genügend getrocknet. Das ist etwa nach zwei oder drei Wochen der Fall, in der Gartenlaube dauert es etwas länger. Dann Blüten vom Stil entfernen, in ein luftdichtes Gefäß füllen, beispielsweise eine Brotdose, und lagern.

 

Wie bleibe ich rechtlich auf der sicheren Seite?

Hier kommt der Haken. „Es ist äußerst schwierig, mit drei Cannabispflanzen weniger als 50 Gramm zu ernten”, sagt Knodt. Realistisch seien bei guter Pflege 50 Gramm pro Pflanze. Es kann also sehr gut sein, dass Sie mit den drei erlaubten blühenden Pflanzen über den Grenzwert von 50 Gramm getrocknetes Cannabis zum Eigenkonsum kommen.

„Der Gesetzgeber verpflichtet dazu, den Rest zu vernichten, genauere Angaben gibt es nicht“, sagt Knodt. „Ich orientiere mich an den kanadischen Behörden, die empfehlen eine Vernichtung zusammen mit gebrauchtem Katzenstreu.“

 

Der Gesetzgeber sieht vor, dass der Anbau umfriedet ist, also nicht frei zugänglich, sondern beispielsweise von einem Zaun umschlossen. In der Wohnung sollte der Raum abschließbar sein, auch damit Kinder keinen Zugang haben. Warnschilder sind aber nicht notwendig.

Den Nachbarn darf man von seiner Ernte nichts abgeben, denn die Weitergabe ist per Gesetz verboten. Cannabis darf nur zum Eigenkonsum angebaut werden. Wer zu gut gärtnert, muss also aufpassen.

 

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